Kommentar zum WM-Match von GM Gerry Hertneck
Man muss klar darauf hinweisen, dass es für schwächere Schachspieler unverständlich ist, wenn fast jede Partie remis endet. So gewinnt man keine neuen Schachfans! Und selbst ich als GM konnte
bei den Partien der letzten WMs fast nur noch gähnen. Auch GM Nataf hat sich kürzlich so geäußert, dass die letzten WM-Matches für ihn einschläfernd waren.
Da ist einfach zu viel Vorbereitung auf zu viel Schach Knowhow gestoßen. Es ist also nicht so, dass nur schwächere Spieler die „Remisschieberei“ auf höchster Ebene falsch finden, sondern auch stärkere. Ja ich weiß natürlich, dass es da um höchste Kunst geht, aber das ist ungefähr so, wie wenn zwei Boxer sich auf höchstem Niveau behaken und sich dann ohne Sieger trennen.
Das ist nicht das, was man im Sport sehen will, wenn ein Kampf ohne Sieger endet, und selbst wenn es nur eine Zehntelsekunde ist, die entscheidet. OK das wäre dann die Entscheidung im Armageddon, die aber auch höchst problematisch ist. Des Weiteren will man natürlich auch keine einseitigen Kämpfe sehen, so wie Carlsen gegen Nepo. Sondern zwei kämpferisch eingestellte Spieler, die auf Augenhöhe um die Krone im Schach kämpfen. Und genau das ist derzeit der Fall.
Also fassen wir die Argumente noch mal zusammen:
* Sportwettkämpfe ohne Sieger sind unattraktiv; die Welt will Sieger sehen
* Zuschauer wollen unterhalten und nicht eingeschläfert werden
* Zu viel Vorbereitung schadet dem Schach (daher bin ich für Schach 960)
* Am spannendsten sind Kopf-an-Kopf-Rennen, so wie jetzt
* Die Entscheidung sollte nicht erst in der Verlängerung fallen, mit völlig anderen Regeln
* Gekrönt wird nicht der Spieler, der am meisten über Schach weiß, sondern der Spieler, der am meisten Siege erzielt hat, also der mehr geleistet hat
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