Abstiegskampf pur

Achim Raasch – Frank Nagel

SV Zeppelin Herne I – SV Waltrop II 4,5:3,5

Zum Kellerduell empfing am heutigen Nachmittag der Tabellenvorletzte den Letzten. (böse Zungen sprechen von Not gegen Elend) Die Not wurde beim Gastgeber immer größer. Stand es doch nach ca. 90 Minuten bereits 3:0 für die Gäste. Es schien sich ein Debakel anzubahnen. Auch die Bretter 4 und 5 standen mehr oder weniger auf Verlust.

Aber der Reihe nach: Als Erster musste Jürgen Labinski gegen seinen jungen Kontrahenten die Segel streichen.

 

Dann erwischte es Nico von Blumenthal, der einen Figurengewinn übersah und anschließend der vergebenen Chance nachtrauerte, so dass er mit zunehmender Spieldauer den Faden und schlussendlich die Partie verlor.

Joachim Talarski kam wie fast immer gut aus der Eröffnung. Nachdem er aber im Mittelspiel einen Bauern ersatzlos verlor, lief er nur noch der Musik hinterher. Gegen Ende der Partie übersah er ein Läuferschach und konnte sofort die Waffen strecken.

Es sah – wie eingangs erwähnt – alles nach einer deutlichen Niederlage der Zeppeliner aus. Zum Glück aber haben wir 2 Sieggaranten in unseren Reihen.

Jörg Baier – Frank Kosfeld

Das ist zum einen Frank Kosfeld und zum anderen Rainer Kanacher.
Frank spielte wieder einmal eine Glanzpartie. In  Fachkreisen vergleicht man ihn schon mit dem unvergessenen Michail Tal. Nicht zum 1. Mal in dieser Saison opferte er seine Dame und ließ nicht nur seinen Gegner sondern auch die umstehenden Kiebitze staunen.
Baier – Kosfeld 0:1

Rainer konnte sich in einer positionell angelegten Partie 2 Plusbauern erarbeiten. Der Springer seines Gegners war gegen die Übermacht im Zentrum plus Läufer nicht gewachsen.

Kommen wir nun zu unseren Brettern 4 und 5. Alles, aber auch alles deutete auf 2 Verlustpartien hin. Manches Mal aber kann Kampfgeist Berge versetzen. Einige Beobachter hatten sich schon im Cafe des AWO-Heims eingerichtet. Als sie wieder den Spielsaal betraten, rieben sie sich verwundert die Augen.

Raasch – Nagel 1:0
Achim hatte das Spiel gedreht und war plötzlich im Besitz zweier Türme gegenüber einem des Waltropers.

Auch Michael Bott riss eine verloren geglaubte Partie aus dem Feuer. Sein Gegenüber hatte eine Qualität erobert und konnte auch sonst eine vorteilhafte Druckstellung sein Eigen nennen. Michael zwang Wilfried Krolik zur Rückgabe der Qualität. Es kam zum Turmendspiel und wenig später zum einvernehmlichen Remis.

Krolik – Bott 1/2

Plötzlich und unerwartet war der Mannschaftskampf völlig ausgeglichen. Alles hing nun von der letzten Partie ab.
Bernd Thiel, unser Remiskönig, spielte endlich einmal eine Partie zu Ende. Im Endspiel mit gleichfarbigen Läufern setzte er seinen Mehrbauern gewinnbringend ein und um.

Fazit: Es war Abstiegskampf pur; aus Sicht einiger Akteure beider Mannschaften mehr Krampf als Kampf! Wer Spannung und Dramatik liebt, kam jedenfalls voll auf seine Kosten. Mit diesem knappen Sieg haben wir vorübergehend das Abstiegsgespenst verscheucht. Es bleibt aber festzuhalten, dass wir speziell an den ersten beiden Brettern dringend Verstärkungen brauchen. Auf Dauer können wir deren Schwächen nicht kompensieren.
Ergebnisse

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9 Antworten

  1. tal sagt:

    Lieber Franz,
    danke für die Blumen. Du hättest aber hinzufügen müssen „wenn du auch noch Schach spielen könntest“ wäre es kaum noch auszuhalten. Im Übrigen habe ich alles, was ich mühsam auf unsere Webseite bringe, ganz allein Dir und Deiner unendlichen Geduld zu verdanken.
    Grüße an die Neustraße
    Joachim

  2. Sehr guter Beitrag lieber Joachim! Vor allem zeitnah und brandaktuell. Viele Kommentare. So muss es sein. Eine vorbildliche Vereinsseite.

  3. ARA sagt:

    Danke lieber Niko, aber… ich hatte die weißen Steine! 😉

    Sxg3 kam ja dann leider von meinem (übrigens sehr sympatischen) Gegner im 16. Zug! Ich übersah, dass er damit den Läufer deckt, den ich eigentlich mit meiner Dame für seinen „Frevel“ kassieren wollte. Damit fingen dann eigentlich erst meine Schwierigkeiten an….. 😀

  4. nvb sagt:

    lieber Achim, dein statement ist sehr sehr richtig, Glück gehört dazu. Du hättest dir allerdings m. E. mit 15…Sxg3 (statt Dc7) frühzeitig einen Bauer-Vorteil verschaffen können, (sagt ausgerechnet nvb, der selber gepatzt hat…)

  5. Ferdinand Kühler sagt:

    Gratulation zum ersten und langersehnten Mannschaftssieg! Manchmal braucht man eine wohlgesonnene Caissa. Der Anfang ist gemacht, um das immer drohende Abstiegsgespenst zu bannen. Achim, super, wie du tolle Ergebnisse gegen
    nominell deutlich DWZ-stärkere Gegner erzielst! Aber an einem Mannschaftssieg sind natürlich alle beteiligt.
    Grüße Ferdinand

  6. Jörg Baier sagt:

    Ein „Aljechin’scher Fingerfehler im Eisbärpullover“ durch 25.Sxb8?? kommentiert mein „Komm Puter“, gibt man dort Foto und Partie von Brett 7 ein. Nach 25.Sxe5! gibt’s kein Matt in drei durch 26…Dxh2+ und ich gewinn den Schönheitspreis, denn so einen schicken Eisbär-Pullover, der stundenlang von den Kiebitzen samt Frank bestaunt wurde, hat ganz Herne noch nie gesehen. Soweit meine Richtigstellung, lieber Schachfreund Joachim. Das dolle Foto von Frank und mir leih ich mir mal aus zur Erinnerung an einen spannenden Schach-Wettkampf.

    Mit besten Grüßen
    Jörg Baier, SV Waltrop

    • Ich finde auch, lieber Schachfreund Jörg Baier, dass bei der Vorbereitung auf eine Schachpartie die Auswahl des passenden Pullovers unterschätzt wird. Hätte ich Sonntag nicht zufällig meinen schwarzen Ninja-Pullover angehabt, wäre ich sicher nicht auf die todesmutige Idee verfallen, mit 23. Dxf6 die Qualität auf e5 zu opfern, sondern hätte konventionell mit dem Läufer zurückgeschlagen mit verteilten Chancen. Dass der Eisbär sich aber auf den vermeintlichen Leckerbissen auf b8 stürzte, war ein herber, allerdings vermeidbar gewesener Rückschlag für den Artenschutz. Nach 25. Sxe5 Lxe5 bewertet der Blechkasten die Stellung leicht vorteilhaft für Weiss, der aber wegen der aktiven schwarzen
      Figuren höllisch aufpassen muß.
      Apropo Vorbereitung: Ich vermute stark, dass der liebenswürdige Eisbär alias Jörg nicht zum ersten Mal auf der Zeppelinschen „Scholle“ unterwegs ist, denn er warf die ersten Züge einer Nebenvariante der modernen Benoni-Verteidigung so genüsslich wie frisch abgenagte Fische
      aufs Brett, so dass mir spätestens nach der à la Karpov-Gräte 13. Sa3 die Spucke weg blieb und ich der Verzweiflung nahe war. Unter
      anderen Umständen hätte ich das 4 Züge später offerierte Remis-Angebot wohl zähneknirschend akzeptiert.
      Ich gratuliere den „Jungs“ zum ersten Mannschaftssieg in dieser Saison. Grüße auch nach Waltrop, insbesondere an Jörg Baier!

  7. ARA sagt:

    Sehr schön Joachim, gut geschrieben und schnell umgesetzt. Da brauchtest du ja meine Stichpunkte gar nicht. Hast ja doch alles prima beobachtet. 😉

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