Der Bericht des SV Constantin stand unter dem Motto “Ende gut – alles gut“. Ich habe mir in den Ferien die Zeit genommen, einige Partien unter die Lupe zu nehmen. An dem Sieg der Constantiner gab es nicht zu deuteln, wohl aber an einigen Darstellungen des Spielverlaufs.
Andreas Przystaw spielte einen soliden “Spanier “, der ihn im 20. Zug deutlich in Vorteil brachte.
Nach 20. … Dxd1?? 21. Tfxd1 ist 21. … a5 erzwungen, um den Springer e5 nehmen zu können, allerdings ist die Partie nach 22. Lxa5 dxe5 23. Lxc7 aufgabereif.
Mit 20. … Dxe5 21. Lc3 Dg5 22. f3 Lf6 hingegen hätte Harald noch lange mitspielen können, auch wenn der schwache Bauer c7 Weiß Vorteil gibt.
Was ist daran verkehrt? Harald van de Weyer spielte einen schlechten 20. Zug! Punkt – aus!
In der Partie Schulz – Jittenmeier war nach dem 15. Zug folgende Stellung entstanden.
Die Stellung ist ungefähr ausgeglichen, allerdings lassen die entgegengesetzten Rochaden einen spannenden Kampf erwarten. Der Ausgang der Partie steht und fällt mit der weißen Kontrolle über die Felder e4 und d5. Weiß muß sich jetzt entscheiden, wie er die Spannung auflösen will.
Am besten wäre wohl 16. dxc6 Sxc6 17. Sxg6 Sd4 18. Db1 fxe4 19. Sxe4 Sxe4 20. Lxe4 und jetzt kann Schwarz mit 20. … Se2+ 21. Kc2 Sd4+ einen Zugwiederholung anstreben.
Nach 16. dxc6 Lxc6 17. exf5 ist 17. … Lxh1 18. Txh1 nach 18. … e4 19. Lxe4 Sxe4 20. Dxe4 schon etwas besser für Weiß.
Angelika entschied sich für 16. exf5?! cxd5 17. Sxg6?! und stand nach 17. … Sxg6 18. fxg6 a3 19.b3 Tc8 20. Lf5 dxc4 21. Lxd7 Dxd7 schlechter.
Hier war der Königszug 23. Kb1 notwendig, um nach 23. … d5 24. Lc1 Dc6 25. Lxa3 cxb3 26. Dxb3 mit einem Turm gegen zwei Figuren weiterkämpfen zu können.
Mit 23.bxc4?? stellte sie die Partie mit einem Schlag ein und nach 23. … Txc4 24. Kb1 Tfc8 25. Kb1 war die Stellung jenseits von gut und böse. Mir ist allerdings nicht klar, warum dieser Sieg als eine Glanzpartie gefeiert wird.
Es liegt im Auge des Betrachters wie man eine Partie einschätzt! Es soll Männer geben, die finden dicke Frauen schön!i
Aber wie so oft in dieser Saison griff Willi Weihs in ausgeglichener Stellung fehl.
Willi Weihs hatte wie so oft seinen Lieblingsaufbau mit dem Bauerndreieck d4-e3-f4 verwirklicht und stand nach 23 Zügen deutlich schlechter.
Sowohl Schwarz als auch Weiß besitzen einen schlechten Läufer, das Bauerndreieck im Zentrum ist symmetrisch. Hier hat Schwarz die Möglichkeit, seinen schlechten Läufer über a6 zu aktivieren. Mit 23. … a5 hätte Florian seinen Vorteil vergrößern können, denn es droht La6 mit Qualitätsgewinn. Nach 24. Txf8+ Txf8 25. De1 La6 26. Le2 Ld3! gelangt der schwarze Läufer vor seine Bauernkette und nach 27. Tc1 Db5 28. Lxd3 exd3 ist der schwarze e-Bauer ein Feld nach vorne gerückt.
Sowohl nach 29. dxc5 Lxc5 30. cxb4 axb4 31. Dg3 Tf5 als auch nach 29. b3 c4 30.Tb1 bxc3 31. Lxc3 Lb4 steht Weiß vor großen Problemen.
Florians Abwicklung 23. Txf1+ 24. Dxf1 Tf8 25. De1 a5 26. Le2 c4?! vergab die Möglichkeit, den Läufer auf d3 einzunisten und führte nach 27. Lg4 La6 28. h4 h5 29. Le2 b3 zu einer ausgeglichenen Stellung.
Hier hätte 30. axb3 Ausgleich ergeben, aber nach nach 30. Dd1? Lxh4 31 axb3?? Lf2+ war jeglicher Widerstand zwecklos und die Partie endete mit einem Matt. 32. Kh2 Dd8 33. g3 Dg5 34. Lg4 hxg4 356. De2 Dh5+ 36. Kg2 Dh3#.
Wenn ich als Schachlaie diese Stellung betrachte, dann ist für mich noch längst nichts entschieden. (zumal in unserer Klasse) Wenn ich aber ein Analyseprogramm wie der verehrte SchuBi benutze, bin ich 10mal schlauer.
Bernd Thiel hielt das Spiel gegen Martin Stratmann lange im Gleichgewicht,
Hier hat Bernd Thiel Stellungsvorteil und sollte mit 21. Dc4 den Bauern e6 ernten, da die Deckung durch 21. … Tf6 22. f4 Lxf4 23. Lxf4 Txf4 24. Dxe6 zu Ungemach führt, da Weiß mit Tf1 den schwarzen Turm abtauschen kann und einen Königsangriff droht.
Stattdessen folgte 21. Sc4 Lf4 22. Sd2 Sc6 23. Sf3 Se5 24. Sxe5 Lxe5 25. Te2 Tf6 und die Stellung ist ungefähr ausgeglichen. Mit 26. g3?! kam jetzt die erste Schwäche am Königsflügel
Ich wiederhole mich: Für einen Schachlaien oder höchst mittelmäßigen Spieler ist die Stellung oberflächlich betrachtet im Gleichgewicht!
26. … Tf3 27. Dc4?! De7 28. Kg2 Tdf8 Jetzt hat Schwarz schon Vorteil am Königsflügel und ähnlich wie in der Partie Schulz – Jittenmeier macht der Verteidiger einen Gurkenzug mit 29. Tf1?, worauf Schwarz sofort mit 29. … Lxg3 hätte gewinnen können. 29. … h5 30. Td2 Kg7? (30. … Lxg3!) 31. Le2 Df6 32. Dd3 h4 Jetzt erst steht Weiß nach 33. Th1?? auf Abbruch und diesmal gibt ihm Martin keine zweite Chance.
bis Letztgenannter zu einem unwiderstehlichen Mattangriff am Königsflügel ansetzte und diesen auch erfolgreich abschloss.
31. Txf2+ 34. Lxf2 Dxf2 35. Kh3 Lxe4 36. Lg4 Lg2+ 37. Kh2 hxg3+ 38. Dxg3 und Weiß gab auf.
Last not least krönte Michael Ponto seine überragende Saisonleistung mit einem verdienten Sieg.
Hier sollte Weiß 37. Kg2 spielen und steht dann nach 37. … Lxc6 38. Lxc6 Dd8 39. Lxb5 aufgrund seines entfernten Freibauern besser. Angesichts des Standes von 3,0 – 4,0 war Armin zum Sieg verdammt, da Erkenschwick aufgrund der schlechteren Brettpunktzahl gegenüber Sodingen III sich nur mit einem Unentschieden vor dem Abstieg retten konnte.
37 Kh2 Dc5 38 g5 Lxc6 39 Lxc6 Dxe5+ 40 Kg2 (40. Dg3 sicherte immer noch das Unentschieden, aber ein rollender Stein setzt halt kein Moos an.) 40 … Sd6 41 Dd3 h6 42 Dd2 hxg5 43 hxg5 Sf7 44 Db4 Dxg5+ 45 Kf2 Df5+ 46 Ke3? (46. Kg1) 46 … De5+ 47 Kd3 Sd6 48 Dh4 g5 (Sf5 gewinnt sofort.) 49 Db4 Kf6 50 Lxb5 Dxb5+ 51 Dxb5 Sxb5 52 a4 Sa7 53 Kc4 g4 und Weiß gab auf.
Ist der Sieg verdient oder nicht!?
Ich weiß nicht, was an meiner Darstellung so grundlegend falsch gewesen sein soll! Außerdem gebe ich zu bedenken, dass der Artikel 2 Stunden nach Beendigung des Kampfes
auf unserer Seite erschien. Auf der Erkenschwicker Seite wurde einen Tag später über das Ereignis berichtet. Den Artikel von Armin Gasper fand ich übrigens sehr schön; wenn man einmal davon absieht, dass er zu der Partie Günter Strozewski gegen Joachim Talarski davon sprach, dass Günter eine Figur eingestellt hat. Wie man nach 1. e4 – c5, 2. Sf3 – e6, 3. c3 – Sc6, 4. d4 – cxd, 5. cxd – Sf6, 6. Sc3 – a6, 7. d5 – exd, 8. exd – Sa7, 9. d6 – Sb5, 10. De2+ – Le7 von einem Figuren-Einsteller sprechen kann, ist für mich nicht nachvollziehbar.
(das ist für mich eine falsche Darstellung) Darüber von SchuBi kein Wort.
Abschließend möchte ich unserem Freund SchuBi ein Lob dafür aussprechen , dass er sich höchst professionell mit Partien der unteren Ebene beschäftigt hat. Ich als Webmaster (welch ein anmaßender Begriff) stehe immer zwischen Baum und Borke. Auf der einen Seite stoßen meine Artikel häufig auf Desinteresse oder werden mit Missachtung bestraft. Auf der anderen Seite gibt es besonders kritische User, die immer das Haar in der Suppe finden. Lob und Anerkennung darf man in diesem „Geschäft“ nicht erwarten. Wie sagte schon Boethius: ,,Hättest du geschwiegen, wärst du Philosoph geblieben.“ (Damit meine ich natürlich mich selbst)
Hallo, Ferdinand!
Ich bin ein Anhänger der alten Rechtschreibung (und gegen die neue Falschschreibung). Auf meinem Blog und im Internet darf ich so schreiben, wie ich es für richtig halte.
Lieber Ferdinand,
schön, dass Du trotz Deiner schweren Erkrankung den Humor nicht verloren hast. Ich kann nicht für unseren Freund SchuBi sprechen. Ich vermute, dass er die Regeln sehr genau kennt; aber die "neue" Rechtschreibung bewusst ignoriert. Ob er seinen Schülern damit ein Vorbild ist, ist eine ganz andere Frage.
Dir gute Genesung und bis die Tage…
Joachim
Liebe Schachfreunde, Eure vielfältigen Kommentare zu unserem letzten Mannschaftskampf haben mich sehr erheitert. Es ist doch nicht schlimm, wenn die Partien auf dem Seziertisch landen. Das zeugt von Interesse. Nach dem Blick ins Ergebnisportal war ich aber froh, dass das Endergebnis unverändert Bestand hatte. Unser sympathischer Schachfreund Schubi ist immer sehr akribisch. Das bin ich nun auch mal mit einem Tipp für den Herrn Lehrer ( ich zähle auch ein paar Erbsen): "dass", "muss" und "bewusst" schreibt man nicht mit ß. Ein ß folgt nur nach langen Selbstlauten (Vokalen) und nach Doppellauten (Diphthongen). Fazit: das Schachspiel lebt auch von und mit seinen Kommentatoren.
Grüße Ferdinand
Hallo Franz,
ich gebe zu, ich neige gerne zu Übertreibungen. Bei einem Verein mit einem geschätzten Durchschnittsalter von 65 muss man aber die verbliebenen Mitglieder bei Laune halten.
Was ist verdient? Nehmen wir als Beispiel "Real Madrid – Bayern München 1:0". Verdient? Die einen sagen so, die anderen sagen so!
Was die Formatierung angeht, so hätte ich gerne die kursiv gehaltenen Passagen beibehalten. Das ist aber in meinem System nicht möglich. So, das soll es schlussendlich gewesen sein!
Grüße nach Erkenschwick
Joachim
Hallo, Joachim!
Wir haben unterschiedliche Vorstellungen über die Bedeutung von Worten. Für mich bedeutet ein „verdienter Sieg“, daß ich meinen Gegner überspielt und deshalb gewonnen habe. Michael Ponto hat ja nicht gewonnen, weil er seinen Gegner überspielt hat, sondern weil Armin gewinnen und deshalb größere Riskien éingehen mußte, damit Erkenschwick 4:4 spielt. Die Siege von Franz Jittenmeier und Martin Stratmann sind nett anzusehen, aber die Partien wurden durch grobe Fehler entschieden. Wenn man Glanzpartien sehen möchte, sollte man z.B. einmal in „The Mammoth Book of the World’s Greatest Chess Games“ schauen und den Analysen von Emms, Nunn und Burgess folgen (leider gibt es nur die englische Ausgabe).
Es wäre schön gewesen, wenn du die ursprüngliche Fomatierung des Artikels beibehalten hättest. Ich hatte bewußt Teile des Textes kursiv gesetzt.
Zu den Partien Strozewski – Talarski und Abulhanov – Behre habe ich nichts geschrieben, da sie mir nicht vorlagen. Wenn Armin schreibt, daß „Günter eine Figur eingestellt hat“, dann war das seine Wahrnehmung als Mannschaftsführer, da er in erster Linie mit seiner Partie beschäftigt war und von anderen Partien nur Ausschnitte gesehen hatte. Ich habe es bei meinen Berichten einfacher, da ich auch die Partieformulare meiner Mitspieler einsammeln muß, damit die Partien im Ergebnisportal eingestellt werden können.
Armin hatte seinen Bericht ebenfalls am gleichen Abend geschrieben, aber ich hatte ihn erst am Montagmorgen auf unserer Seite eingestellt.
Lieber Franz,
ich habe überhaupt nichts gegen Analyseprogramme. Dass Du Dir häufig mit Schachpartien so viel Mühe gibst, nötigt mir große Anerkennung und höchsten Respekt ab. Geärgert habe ich mich über Deinen Satz "…wohl aber an der Darstellung des Spielverlaufs." Das impliziert: Der Spielverlauf war ein ganz anderer; oder ich habe bewusst manipuliert.
Wenn Du geschrieben hättest: Ich gehe den gespielten Partien auf den Grund, hätte ich dafür vollstes Verständnis gehabt.
Ich hoffe, wir bleiben bei allen Missverständnissen Schachfreunde und schicke Grüße nach Erkenschwick
Joachim
Lieber Franz,
lass uns zurückkehren zu einem vernünftigen und höflichen Dialog. Man schaukelt sich nur hoch. Inzwischen bin ich mit meiner Gegnerin auf Facebook befreundet. So muss es sein. Nicht immer das Haar in der Suppe suchen. Pädagogen neigen dazu. Ich weiß wovon ich spreche.
Liebe Grüße
Franz
Leider stammt der Bericht nicht von „Björn“ Gasper, sondern von Armin Gasper.
Ich bin ebenso wie Joachim nur Schachlaie, trotzdem benutzen selbst Spieler wie Carlsen, Anand und Kramnik Schachprogramme, um Stellungen auf den Grund zu gehen. Nach der Argumentation kann man auch Taschenrechner verbieten, um Ergebnisse zu kontrollieren.
Lieber Franz,
nur ganz kurz. Man spielt immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Eine gute Partie kann man nur spielen und gewinnen, wenn der Gegner Fehler macht. Das trifft auch auf eine Glanzpartie zu. Sicher ein wenig dick aufgetragen. Wenn alledings ein 12- jähriger die Partie gespielt hätte, könnte man durchaus von einer Glanzpartie sprechen. Es ist also immer eine Sache der Betrachtung.